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Geschichte

Nachzufassen, Zeitzeugen zu finden wird nach fast 100 Jahren naturgemäß schwieriger: Die Erinnerung ist verblasst, die Unterlagen waren nach den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg zerstört oder sind bei verschiedenen späteren Umzügen und Veränderungen auch verlorengegangen. Aber trotzdem gibt es viel zu erzählen aus der bald 100jährigen Geschichte des DRK Ortsvereins Böblingen e.V.:

Die Geschichte des DRK Ortsvereins Böblingen e.V.

Nachforschungen im Rahmen der Feierlichkeiten zum 150jährigen Jubiläum des DRK Kreisverbands Böblingen e.V. brachten eine Quelle hervor, in der unser Ortsverein erstmals 1923 erwähnt wurde.

In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts existierte ein Rotkreuzverein in Böblingen, denn es liegt ein hier ausgestellter Mitgliedsausweis von Erwin Fischer vor, unterzeichnet vom Kommandeur der Sanitätskolone am 14. Juli 1935.

In den Kriegsjahren war das Rote Kreuz im Schulhaus untergebracht (heutige Pestalozzi-Schule).

Beim Luftangriff vom 07. auf den 08.Oktober 1943 machte damalige Bereitschaftsleiterin Emma Stoll Dienst, als nach Mitternacht ihr gerade auf Kriegsurlaub weilender Mann mit den beiden Töchtern ankam – gezeichnet vom Schrecken der Nacht. „Wir brauchen nicht mehr heim, da ist nichts mehr.“ So wie ihnen ging es fast allen Böblingerinnen und Böblingern im Zentrum, im Bereich vom Marktplatz, Pfarrgasse und Schloßberg. Das Städtle, das schon so vieles überstanden hatte im Laufe der Jahrhunderte, war in einer einzigen Nacht zu gut 40% zerstört worden. 44 Menschen mussten ihr Leben lassen, 230 wurden verwundet und 1735 waren obdachlos geworden.

Dies war der größte Tiefpunkt für die Stadt, ihre Menschen und auf für ihre Vereine. Fünf Helferinnen mit Emma Stoll versuchten im Schulhauskeller verzweifelten Menschen etwas Trost zugeben und sie zu beruhigen; sie kochten Tee und sammelten die Leute, die sich um das heil gebliebene Schulhaus eingefunden hatten. Die Toten wurden im Schulhaus aufgebahrt. Verzweiflung machte sich breit; es war kein Durchkommen in der brennenden Stadt für die Helfer und andere, die nach Angehörigen suchten.

Emma Stoll war Bereitschaftsführerin von 1942 -1948 und hatte zuletzt zehn Helferinnen an der Seite

Nach dem Krieg im Mai 1945 standen die Böblinger Vereine genau wie die Familien fast bei Punkt „Null“. Alle Organisationen waren nach dem Kriegsende aufgelöst worden; ein demokratischer Neubeginn sollte folgen.

Aktive Hilfe, Sozialdienste waren vonnöten in Jahren zwischen Kriegsende und Neubeginn. Pauline Decker, deren Mann Richard Decker Materialverwalter war, erzählte, dass in der in Kriegs- und Nachkriegszeit Patienten oft „im Handwägele“ ins Krankenhaus auf der Waldburg gefahren werden mussten.

Zu diesem Zeitpunkt war der Ortsverein noch in der Baracke am Unteren See untergebracht – mit Lager und Dienstwohnung des Materialverwalters. Die Helferinnen wurden ab Ende der dreißiger Jahre von den Rotkreuz-Ärzten Dr. Haas, Böblingen und Dr. Harpecht, Holzgerlingen ausgebildet. Pauline Decker erinnerte sich schmunzelnd, dass der alte Dr. Harprecht „mit Gaul und Chaisle“ abends zum Unterricht kam.

1946 formierte sich das Rote Kreuz neu. Im Beisein von Landrat Dr. Georg Hengstberger, zugleich DRK- Kreisvorsitzender, wurde in der Turnhalle an der Tübinger Straße – wo heute die Kongresshalle steht – in einem Festakt der DRK-Ortsverein neu gegründet – mit dem Segen und der aktiven Unterstützung der Amerikaner, deren örtlicher Befehlshaber anwesend war. Zum Neubeginn standen 10 Helfer bereit. Erste Aufgaben waren die Heimkehrer- und Flüchtlingsbetreuung, die Hilfe bei der Schulspeisung (der sogenannten Hoover-Speisung“) sowie die Betreuung der „PWLer“, der Kriegsgefangenen der amerikanischen Besatzung auf dem Flugplatz. Auch gab es laufend Sachspenden zu verteilen.

1947 dann die erste öffentliche Sammelwoche statt, und der erste Böblinger Krankenwagen konnte angeschafft werden. Ein verheißungsvoller Anfang war gemacht.

Die Amerikaner, die das herrschende Elend sahen, das durch das Hereinströmen von Flüchtlingen verschärft wurde, spendeten großzügig Kleidung, Schuhe, Medikamente, Verbandmaterialien und natürlich Nahrungsmittel, die über das Rote Kreuz verteilt wurden.

So ganz allmählich. Vor allem ab der Währungsreform, gelangte das Leben wieder in geordnete Bahnen. Bei der Wahl 1949 zählte der Ortsverein Böblingen dann wieder 153 Mitglieder – 21 Helferinnen, 12 Helfer und 120 Fördermitglieder, deren Beitrag dringend vonnöten war für die wachsenden Aufgaben.

Weitere öffentliche Aufgaben waren Bereitschaften bei allen Veranstaltungen, z.B. auf dem Sportplatz, bei Kinderfesten usw., sowie die Unfallhilfe: Mit zunehmenden Straßenverkehr übernahmen Unfallhilfe und Krankentransport dann später die „Profis“ vom Kreisverband. Daneben waren die Schwerpunkte Sozialaufgaben, Fortbildung und „Nachbarschaftshilfe“ - allerdings gab es damals das Wort noch nicht.

Am 18.01.1958 führte der DRK Ortsverein Böblingen die erste Blutspende-Aktion im Schönbuchsaal durch. Der Ortsverein gehörte damit zu den ersten und konnte mit 111 Blutkonserven ein stolzes Ergebnis präsentieren. Wie auch heute noch wurden schon zu dieser Zeit die Spender mit Coca-Cola und einem Vesper versorgt.

Die Bereitschaftsführer hatten sich im Lauf der Jahre wechselnden Aufgaben zu stellen und haben dies jeweils mit großen Engagement getan: Damals standen – wie auch heute noch – die Aus- und Fortbildungen an vorderster Stelle.

1964 wurde diese Ausdauer belohnt: Im Erste-Hilfe-Wettbewerb wurde die Bereitschaft Böblingen Landessieger und 3. Sieger im Bundesentscheid. Die Stadt würdigte diese herausragende Leistung mit einer Ehrenplakette.

In den sechziger Jahren waren die Einsätze der Rotkreuz’ler auch bei den berühmten Solitude-Rennen und natürlich bei den Großflugtagen auf der Hulb gefragt. Veranstaltungen, bei denen hunderttausende von Menschen anwesend waren.

In den 60er und 70er Jahren, parallel mit dem stürmischen Wachstum der Stadt, nahmen die Aufgaben für die Bereitschaft und den Sozialdienst weiter zu. Viele Sport- und Kulturveranstaltungen waren zu betreuen, da mit dem Bau der Sport- und der Kongresshalle unzählige Veranstaltungen nach Böblingen kamen. Zu erwähnen seien hier bspw. das Muscial Hair, dass über Monate in der Kongresshalle lief. 1972 die olympischen Vorentscheidungen im Handball in der Sporthalle sowie unzählige Pop- und Rockkonzerte namhafter Gruppen und Künstler – eine Schleyerhalle in Stuttgart gab es noch nicht... Nicht zuletzt gab es auch zahlreiche Fernsehveranstaltungen – vom „Goldenen Schuss“ über „Verstehen Sie Spass“ bis zu „Wetten, dass…?“. Im Jahr 2008 war dann allerdings mit dem Abriss der Sporthalle Schluss mit den Fernseh-Aufzeichnungen.

Daneben kümmerte sich der DRK Ortsverein Böblingen um Senioren und Behinderte, gestaltet schon 1968 eine DRK Gesundheitswoche und führte 1973 (!) die DRK-Seniorengymnastik ein.

Ab 1974 veranstaltete der Ortsverein im 2 Jahresrhythmus vielbeachtete über die Landesgrenzen hinaus bekannte Fortbildungsveranstaltungen. Krankenbettenverleih, Kleiderausgabe und zahlreiche Kursangebote waren und sind ein weiteres Aufgabenfeld.

1981 begann der Ortsverein mit der Betreuung der von der Stadt eingerichteten Böblinger Altenwohnanlagen.

Lange Zeit war die Raumfrage ein großes Problem: Die erste „Bleibe“ des Ortsvereins nach dem Krieg war die Baracke am Unteren See. Die Turnhalle Tübinger Straße war Station, ebenso die Baracke am Maienplatz. 1957 wurden Bereitschaftsräume im Steigerturm in der Schaftgasse (dem Feuerwehrgerätehaus) zur Verfügung gestellt. Für kurze Zeit waren auch die „Hilfsschule“ sowie die „Vereinsbaracken“ Quartier für den Ortsverein.

Ab 1975 war der Ortsverein Böblingen gemeinsam mit dem Ortsverein Sindelfingen in der Waldenbucher Straße am Goldberg (DRK-Zentrum) in Sindelfingen untergebracht. Im Zuge der geplanten Städtevereinigung anlässlich der Gemeindereform hatten die Ortsvereine gemeinsam mit der Unterstützung der Stadt Böblingen und Sindelfingen ein Eigentum geschaffen.

Doch die Städtevereinigung kam nicht und ein Verein gehört in seine Stadt. So verkaufte der Ortsverein 1988 seinen Anteil dem Ortsverein Sindelfingen und Dank eines Zuschusses der Stadt Böblingen sowie einer Erbschaft konnte der Ortsverein 1989 dann in der Stuttgarter Straße 12-14 seine eigenen Räumlichkeiten in Böblingen beziehen.

In den Jahren nach dem Umzug war das Leben im Ortsverein sehr stark durch die limitierten finanziellen Mittel bestimmt. Um die Jahrtausend-Wende konnten dann jedoch auch wieder Anschaffungen in größerem Stil bspw. für Einsatzfahrzeuge getätigt werden.

Bis zu Beginn dieses Jahrtausends war der DRK Ortsverein Böblingen ein sogenannter nicht unständiger Verein: Er war eine nicht nur rechtlich eine Untergruppe des DRK Kreisverbandes Böblingen. Daher war der nächste große Meilenstein 2004 die Eintragung des Ortsvereins in das Vereinsregister. Seitdem ist der DRK Ortsverein e.V. ein rechtlich selbstständiger Verein.

Die Vorstandsvositzenden

Ganz unterschiedliche Personen haben seit dem Wiederbeginn des DRK Ortsvereins Böblingen nach dem Ende des zweiten Weltkrieges die Geschicke des Ortsvereins geleitet:

1946 - 1953       August Gustav Rapp

1953 - 1963       Eugen Lindegger

1963 - 1977       Prof. Dr. Peter Lindemann

1985 - 1989       Waltraut Dannwolf

1989 - 1990       Georg Vogl

1990 - 2000       Dirk Gaerte

2000 - 2001       Michael Beck

2001 - 2019       Dieter Dannwolf

Seit 2019           Hans-Peter Gerth