11.2. Heute ist Europäischer Tag des Notrufs
Die Notrufnummer 112 kennt heutzutage fast jedes Kind. Allerdings war das bis in die 1960-er Jahre noch anders und weit vom heutigen Standard entfernt.
Die Notrufnummer 112 kennt heutzutage fast jedes Kind. Allerdings war das vor ca. 70 Jahren noch anders und weit vom heutigen Standard entfernt. Die Notrufnummer 112 gibt es in Deutschland schon seit den frühen 50er Jahren. Nutzbar war sie jedoch nur in wenigen Großstädten, die diese geschaltet hatten.
Die Notfallrettung spielte bis in die 1960-er Jahre keine große Rolle im Alltag, hier und da waren ehrenamtlich besetzte Unfallhilfen im Einsatz, gesetzliche Regelungen waren so gut wie keine vorhanden und es gab keine einheitliche Rufnummer um ein Hilfeersuchen anzuzeigen. Es war fraglich, ob im Notfall wirklich Hilfe kam und wann. Heute können wir uns glücklich schätzen: Der moderne Rettungsdienst ist 365 Tage im 7 Tage-24-Stunden-Betrieb, es gibt Hilfsfristen, Leitstellen, Rettungs- oder Notfallsanitäter, moderne Telekommunikationssysteme und neueste medizinische Geräte.
Eine Tragödie wird zur Hoffnung für Hilfeersuchende
Björn, ein lebensfreudiger Knabe im jungen Alter von 8 Jahren, war nach einem Schwimmbadbesuch mit seinem Vater Siegfried Steiger auf dem Weg nach Hause, als das Unglück geschah. Der Junge war von einem Auto erfasst und verletzt worden. Trotz der sofortigen Hilfeanforderung bei der Polizei und dem Rotem Kreuz durch Passanten, dauert es fast 1 Stunde bis die Hilfe ankommt. Später erfährt der Vater im Krankenhaus, dass sein Sohn auf dem Weg in die Klinik verstorben sei. Björn starb nicht an seinen Verletzungen, sondern an einem Schock. Noch im gleichen Jahr und zwar am 7. Juli 1969 gründen seine Eltern Ute und Siegfried Steiger die Björn-Steiger-Stiftung, eine gemeinnützige Organisation mit dem Ziel, die deutsche Notfallhilfe zu verbessern. Trotz sehr großen anfänglichen Schwierigkeiten und dem fehlenden politischen Interesse gelingt es den Beiden dennoch, mit Unterstützung der damaligen Bundespräsidentengattin Hilda Heinemann und derer Kontaktvermittlung zu Bundesministern, Meilensteine für den heutigen modernen Rettungsdienst und den einheitlichen Notrufnummern 110 und 112 zu legen.
Anfangs keinerlei politisches Interesse, im Winter 1973 dann der Durchbruch - nach einer abgewiesenen Klage Siegfried Steigers gegen das Land Baden-Württemberg und die Bundesrepublik Deutschland wegen unterlassener Hilfeleistung und in Sachen einheitlicher Notrufnummer deutschlandweit, erhält dieser eine dermaßen starke Unterstützung von der Öffentlichkeit, sodass am 20. November 1973 die Einführung des bundeseinheitlichen Notrufs auf der Sitzung der Ministerpräsidenten mit dem Bundeskanzler Willy Brandt beschlossen wird. Die Notrufnummern 110/112 werden in der Bundesrepublik nach und nach, flächendeckend als Notruf Polizei und Notruf Feuerwehr/Rettungsdienst eingeführt. Erwähnenswert ist auch, dass die Notrufnummern nicht wie nach heutigem Vorbild immer kostenlos zu erreichen waren. Bis 1984 musste man in Telefonzellen noch 20 Pfennig einwerfen, damit man den Notruf erreichen konnte.
1991 – Die Europäische Union vereint sich auch in Sachen Notrufnummer
1991 beschließt der EU-Ministerrat die Einführung der europaweiten Notrufnummer 112. Jedes EUMitgliedsland muss sich dieser 3 Ziffern bekennen. Nationale Notrufnummern sind zwar weiterhin erlaubt, die 112 aber unumgänglich. Mittlerweile wird die 112 auch weit außerhalb der EU genutzt. Ist man beispielsweise in Südafrika, Russland, Island, der Türkei, Algerien oder vielen anderen EUROPÄISCHER TAG DES NOTRUFS Nationen weltweit auf Reisen, kann man im Notfall die 112 wählen. Mit europäischen MobilfunkSim-Karten kann man ebenso in den USA, Australien und Neuseeland die 112 wählen und wird automatisch auf deren nationale Notrufnummer 9-1-1 umgeleitet. Die 112 ist für jeden Anrufer ohne Länder- oder Ortsvorwahl, vom Festnetz und vom Mobiltelefon zu jederzeit und kostenlos erreichbar. Wenn das eigene Mobilfunknetz zum Beispiel nicht verfügbar ist, können Mobilfunknutzer dennoch einen Notruf absetzen und werden aushilfsweise über ein Fremdnetz umgeleitet. Wer die 112 wählt, wird in allen Netzen vorrangig geschalten.
11.2. wird zum Europäischen Tag des Notrufs
Im Jahr 2009 wurde der 11.Februar (11.2.) durch das Europäische Parlament, dem Europäischen Rat und der EU-Kommission zum Tag des Europäischen Notrufs erklärt. Umfragen bestätigen immer wieder, dass die Entscheidung eine europaweit gültige Notrufnummer einzuführen, richtig war. In Deutschland ist nur ca. 25% der Bevölkerung bekannt, dass man über die 112 den Notruf in der gesamten EU erreichen kann, die Tendenz des Bekanntheitsgrads ist aber stetig steigend.